Denkanstoß Nr. 1

Mein erster Beitrag ist wahrscheinlich eher ein Denkanstoß als eine wirkliche Geschichte, vielleicht eine sehr kurze Kurzgeschichte. Mir selbst helfen Denkanstöße in persönlichen Gesprächen oder auch in Zeitungsartikeln oft, um beispielsweise meinen Alltag zu überdenken. Zu diesem Denkanstoß hat mich eine Yogastunde inspiriert. 


Der Hamster.

Er läuft, er läuft, er läuft. Es dreht sich, es dreht sich, es dreht sich. Nichts weiter passiert. Er läuft schneller, er läuft schneller, er läuft schneller. Es dreht sich schneller, es dreht sich schneller, es dreht sich schneller. Nichts weiter passiert. Er ist erschöpft. Er läuft langsamer. Es dreht sich langsamer. Und wieder passiert weiter nichts. Es muss doch noch etwas anderes geben, denkt er sich. Etwas anderes als schnell, noch schneller oder langsam. Er sieht nach links – nichts. Er sieht nach rechts – ebenfalls nichts. Wenn er nach oben sieht oder nach unten, kann er erkennen, wie es sich dreht. Das Hamsterrad. Da fällt ihm ein, dass es einen anderen Weg gibt. Stehen bleiben. Aber er kann nicht stehen bleiben, er muss immer weiterlaufen. Das infiltriert ihm eine Stimme in seinem Kopf. Und er schafft es nicht, sich gegen diese Stimme zu wehren. Er sagt seinem Körper „Hör auf zu rennen“. Die Stimme sagt „Lauf weiter!“ Die Stimme ist stärker als er. Es ist nicht nur eine, es sind hunderte, tausende Stimmen. Irgendwann ist er vom Rennen so erschöpft, dass er sich gar nicht mehr gegen die Stimmen wehren kann. Er versucht sich zu erinnern, was vorher war, vor dem Hamsterrad, doch er kann es nicht. Er weiß nicht mehr, ob es überhaupt einmal etwas anderes gegeben hat.

Siedend heiß erwacht er aus dem Traum. Er stellt fest, dass er noch immer im Hamsterrad ist.